Profit oder Purpose: Ist die "Bestellt-bei-Mc-Donald’s"-Story von Burger King nur ein Werbe-Selfie?
Die Burger King Message - selbstlos oder eigennützig?
Burger King hat auf Instagram eine ungewöhnliche Message gepostet, mit der sie für ihren größten Konkurrenten Mc Donalds wirbt. Das bringt gerade viele Menschen zum Jubeln, Tanzen und Applaudieren.
Die Headline:
Bestellt bei McDonald’s.
Ja, richtig: Burger King sagt den Leuten, dass sie bei ihrer Konkurrenz – McDonalds – bestellen sollen.
Nicht bei ihnen. Wow! Was für ein Move! Welch ein selbstloses Statement – oder?
Hier der Post:
Da stimmt die halbe Pressewelt in die Lobeshymnen mit ein (zum Glück nicht meine Medien des Vertrauens - danke SZ und danke ZEIT!) und berichtet begeistert, über so viel Solidarität und Selbslosigkeit mitten in einer Krise, die uns alle trifft.
Die Schlagzeilen klingen beinahe so, als wäre das eine Welt verändernde Sensation:
Burger King ist von seinem großen Purpose-Move selbst so ergriffen, dass dem King vor lauter ungläubigem Kopfschütteln fast die Krone vom Kopf rutscht:
Wir hätten auch nie gedacht, dass wir das einmal schreiben würden.Burger King
Ja, man kann es bei Burger King selbst kaum glauben, wie selbstlos man handelt. Krisenzeiten verlangen eben selbstlose Maßnahmen.
Also, solange Krise ist: Schluss mit dem Beef!
Lasst uns gegenseitig helfen. Das klingt nach einer verdammt guten Purpose-Story.
Wenn sie denn echt wäre.
Ist das was Burger King da macht, wirklich so ungewöhnlich und selbstlos oder doch nur vorhersehbar und eigennützig?
Was würde eine große Marke in diesem Fall machen, der Purpose nicht völlig egal wäre und mit ihrer Message wirklich etwas Gutes bewirken will?
Patagonia zum Beispiel:
Was würde Patagonia machen?
Stellen wir uns kurz vor, Patagonia wäre nicht die Outdoor-Marke, sondern eine Fast-Food-Kette – wie Mc Donalds, Subway oder Taco Bell.
Okay? Gut. Und jetzt fragen wir uns: Würde Patagonia in einer solchen Zeit für ihren großen Mitbewerber The North Face werben?
Würden sie sagen:
Bitte bestellt bei The North Face, nicht bei uns. Sie brauchen jetzt euren Support!
Oder würden sie eher sagen:
Bestellt jetzt nicht bei uns.
Bestellt bei all den kleinen Betrieben, die Einzelkämpfer, die Familienbetriebe, die jetzt am Verzweifeln sind und wirklich unter der Krise leiden. Die brauchen jetzt eure Unterstützung. Nicht die großen Franchise-Ketten.
Macht euch um uns keine Sorgen. Wir schaffen das schon. Aber es sind die kleinen Restaurants, Bistros und Gaststätten, die nach der Krise vielleicht nicht mehr da sein werden – wenn wir sie jetzt nicht gemeinsam unterstützen.
Und nach der Krise könnt ihr gern wieder bei uns bestellen oder vorbei kommen. Dann schmeckt der Burger um so besser, wenn wir wissen: Wir haben gemeinsam die Kleinen – in der größten Krise unserer Zeit – vor dem Untergang bewahrt.
Ja, wäre eine Marke wie Patagonia eine Fast-Food-Kette, ich könnte mir einen solchen Move von ihnen sehr gut vorstellen. Aber von Burger King erwarte ich nichts anderes, als dass sich hinter einer vermeintlich großmütigen Aktion, nur ein eigennütziges Marketing-Tool versteckt, das in Wahrheit sagt:
“Schaut her, wie selbstlos und hilfsbereit wir doch sind in einer Krise. Wir schicken euch zu unserer größten Konkurrenz. Sind wir nicht großzügig? Ist das nicht eine wirklich edle Aktion von uns?"
Das Spotlight in einer solchen Zeit auf ein anderen Konzern-Giganten zu richten, (auch wenn es die Konkurrenz ist, und hey - McDonalds hat sowieso mehr Kunden) um Großmut zu beweisen, ist das wirklich so selbstlos? Oder ist es einfach nur absurd?
Hätte Burger King mit ihrer Message die kleinen Betriebe und Restaurants adressiert - dann: RESPEKT! Die Sache wäre klar. Ein wirklicher großer und selbstloser Move - Chapeau!
Aber so bleibt die Burger King Aktion entweder:
a) der selbstverliebte Werbe-Selfie, einer Marke, die bei allem was sie tut, nur sich selbst sieht oder
b) eine eigennützige Marketing-Aktion im Purpose-Gewand
(choose one)
Großartig wäre, wenn McDonald's darauf kontern würde und in einem Posting erklärt:
Burger King hat recht: Bestellt nicht bei Burger King. Bestellt auch nicht bei uns. Bestellt bei denen, die jetzt wirklich eure Unterstützung brauchen: All die kleinen, eigenständigen Restaurants.
Ja, man kann es auch richtig machen. Und richtig gut. So zum Beispiel:
Das ist eine wirklich starke Botschaft. Und es wäre ein wirklich starker Move von einem Big Player wie Burger King gewesen.
So könnten die Giganten der Branche wirklich mal etwas GROSSES bewirken – ganz ohne Marketing-Bullsh!t.
Das wäre dann auch ein guter Grund zum Jubeln, Tanzen und Applaudieren.
In diesem Sinne...
Ich bestelle morgen Mittag bei meinem Lieblingslokal und auf dem Rückweg hol ich mir noch eine Gustavo für den Abend.
ALSO: Die Burger King Aktion – selbstloser Move oder Werbe-Selfie?
Was meint ihr?