Die Kunst zu erkennen, was Menschen wollen (bevor sie es selbst wissen)
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Steve Jobs wird nie mehr sehen, wie Musiker, Künstler, Autoren, Designer oder Kreative mit seinen Tools neue Impulse setzen – die Welt voranbringen.
Er wird nie mehr sehen, wie diese Verrückten, die Troublemaker, die Rebellen seine Tools nutzen, um am Status quo zu rütteln.
Er wird nie wieder mitbekommen, wie ein neues iPhone, ein iPad oder ein MacBook das Licht der Welt erblickt und Fans dazu bringt, vor dem Apple Store zu campieren.
Er wird nie wieder sein Publikum mit seiner Keynote zum Jubeln bringen. Er wird nie wieder das tun können, wofür er hier war:
Technologie zu vereinfachen, zu perfektionieren und so schön, so stilvoll und menschlich wie nur möglich zu gestalten, damit wir die Zukunft in unseren Händen halten und mit allen Sinnen erleben können.
Steve Jobs hat es Menschen leichter gemacht, Technologie zu lieben. Sie als etwas Schönes, Wertvolles und Menschliches zu betrachten. Er hat einen Kult um sich und die Marke errichtet. Er hat Menschen auf der ganzen Welt dazu gebracht, diese Produkte und das für was sie stehen, genauso zu lieben wie er selbst. Er stand hinter seinen Produkten und seiner Marke und das konnte er nur, weil er da mit voller Leidenschaft dabei war. Darum mussten die Apple Produkte nicht nur schön, nicht nur einfach gut sein – sie mussten so gut sein und ästhetisch sein, wie man Technologie nur machen kann.
Steve Jobs hat mehr am Status quo gerüttelt als je ein anderer Unternehmer (Richard Branson ein- mal ausgenommen). Sein Vermächtnis werden wir noch in Jahrzehnten in den Händen halten. Die wunderschön designten und bis zur Perfektion getriebenen Tools, die uns Apple gibt, um anders zu denken, die Welt ins Wanken zu bringen und uns kreativ auszudrücken.
Aber die wahre Kunst des Steve Jobs bestand darin, zu erkennen, was Menschen wollen. Noch bevor sie es selbst wussten:
"People don't know what they want until you show it to them. That's why I never rely on market research. Our task is to read things that are not yet on the page.”
Er hat neugierig den Status quo betrachtet und all die Fehler gesehen, die andere Unternehmen machten. Ihnen ging es darum, mit so wenig Einsatz wie nur möglich, so viel Profit zu machen wie nur möglich. Das Ergebnis war Technologie, die selten seinen Ansprüchen standhielt.
Er wusste, das geht besser.
Er hat diese Lücken erkannt und konnte Lücken schließen, die andere nicht mal erkannten:
Handy + Musik + Internet = iPhone.
Er hat die Dinge verbunden, die ihn bewegten und von denen er wusste, sie würden auch andere Menschen emotional bewegen und begeistern. Musik war immer ein großes Thema von Jobs. Menschen lieben Musik.
Für Jobs ging es immer ums Ganze. Er wollte immer mit so viel Einsatz und Leidenschaft wie nur möglich, die besten Produkte machen, die er und sein Team machen konnten. Der Mensch stand dabei für ihn immer im Mittelpunkt.
Was würde ihm diese Technologie möglich machen?
Wie kann er mit dieser Technologie die Dinge, die er liebt, so einfach und so intensiv wie möglich erleben?
Wie kann er sich mit dieser Technologie seine Kreativität so gut wie möglich ausdrücken?
Diese Fragen können wir uns so oder so ähnlich auch stellen, wenn es um unser Produkt und um unsere Brand Story geht.
Technologie war für ihn etwas zutiefst Menschliches. Keine Bits und Bytes und Features.
Technologie war für ihn ein Erlebnis, Emotionen – ein stilvolles Statussymbol angetrieben von menschlichen Bedürfnissen und Emotionen. In jedem iPhone, in jedem iPad, in jedem iMac, MacBook und in jeder Apple Software steckt die Begeisterung, die Leidenschaft und Jobs’ absolute Besessenheit, in allem was Apple tut, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. Immer.
Es wäre falsch zu denken, Steve Jobs wäre von Technologie besessen.
Er war von den Menschen besessen. So, wie es große Storyteller oder Künstler sein sollten.
Das ist Steve Jobs Vermächtnis. Sein Impact auf unsere Welt und die Tools, die wir jeden Tag nutzen. Apple ist die wertvollste Marke der Welt. Und das hat nichts mit Prozessoren oder Features zu tun.
Apple Kunden und Fans denken nicht: Ich will den A14 Bionic Chip mit Smart HDR 3. Ich will 256 GB Arbeitsspeicher oder den 10-Core Xeon Prozessor.
Sie denken: Ich will das, weil es ein
iPhone,
iPad,
iMac
oder MacBook ist.
Und sie wollen das, weil diese Produkte für etwas stehen, für das auch sie stehen – oder stehen wollen. Wer Apple-Kunde ist und zu einem Fan wird, der bleibt sehr wahrscheinlich ein loyaler Apple-Fan auf Lebenszeit. Damit hat Apple das erreicht, wovon alle Marken träumen. Welche Marke will nicht, dass Kunden ihre Produkte genauso innig und leidenschaftlich lieben wie sie selbst.
Das Problem: Nicht immer bringen Unternehmen diese Leidenschaft und Liebe für ihre eigenen Produkte mit, ohne dabei im selbstverliebte Marketing-Monologe zu verfallen. Und schon gar nicht kommunizieren sie ihre Leidenschaft für ihre Werte und Überzeugungen so deutlich und klar an ihr Publikum, wie es Steve Jobs getan hat. Gut, dass das auch heute noch in der Apple Brand Story zu spüren ist.
In diesem Brand Manifesto ist sehr gut herauszulesen, wofür Apple steht, welche Überzeugungen sie leiten: "Das ist es. Das ist es, was zählt. Das Erlebnis mit einem Produkt." Das Erlebnis eines Menschen mit einem Produkt.
Das Manifesto ist nach Steve Jobs entstanden. Aber wie auch schon zu Zeiten unter Steve Jobs stellt die Marke auch heute noch bei allem, was sie tut, den Menschen in den Mittelpunkt und den Impact, den das Produkt auf das Leben dieser Menschen hat.
Das können wir auch mit unserer Marke. Fragen wir uns von Anfang an:
Für was und für wen kämpfen wir?
In diesem Sinne:
Es ist erstmal wichtig, dass wir selbst in unser Produkt verliebt sind. Dass wir völlig von unserem Produkt überzeugt sind. Aber das darf nicht in selbstverliebte Marketing-Monologe ausarten, von denen wir alle jeden Tag befeuert werden – ob online oder offline.
Die Kunst zu erkennen, was Menschen wollen und wofür wir mit unserer Marke stehen wollen. Das ist es, was unsere Marke und unsere Brand Story wirklich stark und langfristig relevant macht.