3 Brand Storytelling Lektionen, die ich von Tarantino gelernt habe (und die auch Du anwenden kannst)
Einen Tarantino erkennst du sofort. Zwei kurze Blicke genügen. Nur wenige Regisseure sind so “on Brand” wie Tarantino. Tarantino hat seinen ganz eigenen Style, seine eigene visuelle und verbale Sprache. Seine Filme sind immer anders, erzählen unterschiedliche Stories, sind selten linear erzählt – aber trotzdem ist seine Arbeit einheitlich. Man erkennt einen Tarantino sofort. Genau wie man einen Spot von Nike erkennt, eine Botschaft von Dollar Shave Club oder ein Posting von Oatly.
Ich gehe kaum mehr ins Kino, weil ich wie du sicher auch, Netflix-Abonnent bin und Amazon-Kunde. Aber wenn Tarantino einen neuen Film macht, gehe ich ins Kino und freue mich drauf. Es ist mir egal worum es geht. Es ist der neue Tarantino und darum will ich ihn sehen. Da bin ich nicht allein. Die Tarantino Brand hat keine Kunden, sie hat treue Fans überall auf der Welt.
Ziemlich beeindruckend für einen Typen, der keine Filmschule besucht hat. Dafür hat er was viel besseres studiert: Mehr Filme als jeder andere auf der Welt.
Tarantino – die ikonische und einheitliche Marke
Tarantino hat eine absolut einzigartige und ikonische Brand geschaffen. Genau darum geht’s. Immer. Tarantino gibt uns mit jeder Szene, mit jedem Blick seiner Figuren, mit jedem Satz, jedem Dialog, jeder Einstellung, jedem Sound oder Gegenstand ein Erlebnis. Erinnerst du dich an die Szene mit Christoph Waltz? Er und seine Nazischergen befinden sich in dem Haus einer französischen Familie, die Juden verstecken soll.
Diese Szene, die vollgepackt ist mit so viel Text, der vor Subtext nur so vibriert, werde ich wahrscheinlich nie mehr vergessen. Ich werde sie mir auch immer wieder anschauen. Wenn Christoph Waltz auf diesem Stuhl sitzt, seine Pfeife stopft und auf diabolische charmante und sympathische Weise die Familie aushorcht – es wirkt wie ein Kaffeekränzchen bei dem jeden Moment die Hölle losbrechen kann. Tut es dann ja auch.
Der Apfelstrudel und das Mission Statement
Oder die Apfelstrudel-Szene in Inglourious Basterds? Wenn du den Film gesehen hast, muss ich nicht mehr sagen, oder? Genau das meine ich. Tarantino schaft genau das: Stories, die in unserem Kopf bleiben, die uns noch lange und manchmal für immer begleiten. Stories und Szenen, die wir weiter erzählen. Genau das schaffen auch großartige Storyseller Brands – das sollte das Ziel sein: Mit deinem Posting, deinem Film, deinem Manifesto, deinem Mitarbeiter-Interview, deinem Mission Statement, deinem Newsletter – was auch immer du kommunizierst als Marke – mach einen Apfelstrudel daraus, den dein Publikum nicht so schnell vergessen wird.
Hier ein paar Storytelling-Lektionen, die wir uns von Tarantino abschauen und auf unsere Marke übertragen können:
Storyseller Lektion #1: Entwickle deinen eigenen Stil
Wenn du willst, dass deine Kunden zu Fans werden, die deine Story teilen – dann entwickle deinen ganz eigenen Stil für deine Marke. Merke:
Nicht besser ist besser.
Anders ist immer besser als besser.
Tarantino’s Filme sind anders. Sie sind unkonventionell. Dafür lieben ihn seine Fans. Sie wissen, ein Tarantino-Film ist ein Erlebnis. Die Story, die Figuren, die Dialoge – werden uns überraschen. Wenn wir uns einen Tarantino anschauen, wissen wir, was uns erwartet– und wir wissen es nicht. Vor allem wissen wir: Es wird ein Erlebnis. Wir werden ganz sicher Szenen aus dem Film immer weiter erzählen.
Jeder seiner Filme trägt seine ganz persönliche Handschrift. Mit jedem seiner Filme drückt er sich selbst aus und beeindruckt damit sein Publikum. Das kannst du auch mit deiner Marke tun.
Wofür stehst du als Marke?
Was ist deine Message?
Wie agiert deine Markenpersönlichkeit (an allen Touchpoints!) mit dem Publikum?
Bei jedem Posting, in jedem Blogartikel und in jeder Story hast du die Möglichkeit, deine Marke und ihre Werte mit Leben zu füllen und deinem Publikum interessanten, besonderen Mehrwert zu liefern. Lass dein Publikum IMMER spüren, wer du bist und wofür du stehst.
Deine Marke ist eine fortlaufende Story – genau wie ein Film, ein Roman, eine Serie – nutze jede Sekunde in diesem Film, um deinem Publikum:
eine ganz eigene Story zu erzählen
mit deiner ganz eigenen Stimme
in deinem ganz eigenen Style.
Storyseller Lektion #2: Finde deine Stimme
Tarantino-Dialoge sind locker, cool, witzig, einzigartig – sie machen Spaß. Sie sind ein echter Genuss. Jede Figur hat ihre eigene Stimme. Viele der Tarantino-Dialoge sind mittlerweile Kult. Wer sagt, dass deine Marke nicht auch so sprechen kann? Ich sag nicht, dass deine Marke ständig fluchen und mit dem F-Wort um sich werfen soll.
Ich sage: Gib deiner Marke eine eigene Stimme.
Eine Stimme, die anders klingt, als alle anderen Marken.
Eine Stimme, die echt und vor allem interessant klingt.
Eine Stimme mit Persönlichkeit.
Du bist der Autor deiner Marke, also setz dich hin und frag dich:
Was ist uns wichtig – wirklich wichtig?
Warum machen wir das was wir machen? Was wollen wir wirklich erreichen – unabhängig davon Geld zu machen und so viele Produkte wie möglich zu verkaufen?
Was sind unsere Werte?
Wie zur Hölle können wir all das echt, glaubwürdig und interessant erzählen, damit unsere Message das richtige Publikum erreicht?
Frag dich: Wenn meine Marke eine Film- oder Serienfigur wäre – wer wäre sie dann?
Gib ihr eine Persönlichkeit und sie bekommt eine ganz eigene Stimme. Nutze die Stimme auf jeder Plattform, in jedem Kanal und in jedem Medium.
Gib deiner Marke Lieblingsworte oder Redewendungen. Gib ihr einen Akzent, einen Slang, einen Sing-Sang – einen merkwürdigen Humor. Ist sie oft schlecht gelaunt? Frech? Inspirierend, provokant oder herausfordernd? Oder haut sie mit jedem Satz eine Punchline raus und landet Volltreffer beim Publikum?
Gib deiner Marke eine ganz eigene Stimme und dein Publikum wird deine Marke lieben – nicht alle. Aber sie wird allen auffallen. Und das ist zehnmal besser für eine Marke, als irrelevant zu sein.
Storyseller Lektion #3: Erzähle deine Brand Story unkonventionell
Tarantino hat ein großes Publikum, obwohl – oder gerade weil – seine Filme sehr eigen sind. Sein Storytelling-Style ist absolut unkonventionell. Pulp Fiction hat mal schnell die Regeln des Storytellings über Bord geworfen: Verschiedene Erzählstränge. Eine Hauptfigur? Fehlanzeige. Viele Plots, die plötzlich in eine völlig andere Richtung laufen.
Statt sich auf eine einzige starre Erzählstruktur zu fokussieren, lässt er seine Figuren die Story vorantreiben. Wir – das Publikum – begleiten mal diese Figur und mal eine andere. Mal stehen wir mit den Figuren am Anfang, mal am Ende und plötzlich befinden wir uns in der Mitte der Story.
Trotzdem sind seine Filme meisterhaft komponiert und großartig durchdacht. Tarantino mixt seine Szene eher wie ein DJ und bringt so Spontanität, Überraschung und einen guten Rhythmus in seine Stories. Seine Filme sind überzeichnet, stilisiert und oft ziemlich heftig – aber im Vergleich zu anderen Stories, sind sie doch realistisch.
Warum?
Sie sind spontan, sporadisch und dynamisch – wie das echte Leben. Sie leben von vielen, kleinen Situationen, die doch alle miteinander verbunden sind und am Ende ein großes Ganzes – das größere Bild – ergeben.
Vergiss die Hero’s Journey. So wie sie meistens benutzt wird, ist sie sowieso zu komplex und zu kompliziert. Lass dich davon inspirieren, aber nicht dominieren. Problem - Lösung - Resultat ist nicht immer die interessanteste Story-Formel.
Fang immer an mit einem Hook. Eine überraschendes Ereignis setzt eine Story in Gang. Merke: Story ist Veränderung. Erst wenn sich etwas verändert, wird eine Story in Gang gesetzt.
Eine Figur will etwas. Sie muss Herausforderungen überwinden, um es zu bekommen. Am Ende erreicht sie ihr Ziel und ist transformiert. (Sie ist jetzt schlauer, mutiger, stärker, glücklicher, fitter – whatever.)
Erinnerst du dich an die Szene in Pulp Fiction in dem Diner? Ein Pärchen – Honey Bunny und Pumpkin sitzen an einem Tisch. Sie scheinen ganz normal zu sein. Ein verliebtes Pärchen in einem Diner. Aber dann lauschen wir ihrer Unterhaltung, die nicht so ganz normal ist. Und dann… – Boom – überfallen sie mal spontan den Diner in dem sie sitzen.
Halte dich nicht an die Reihenfolge. Beginne mit dem Ende und erzähl deinem Publikum, wie dein Hero dorthin gekommen ist. Fang in der Mitte an und erzähle weiter bis zum Ende der Story, um uns dann zu erzählen, wie alles anfing. Fang am Ende an, mit einem aufregenden Ereignis und erzähl uns, wie dein Unternehmen dorthin gekommen ist – wie auch immer. Spiel mit deiner Story, mische Teile deiner Story durcheinander.
BTW: Das funktioniert auch wunderbar mit deiner Backstory für dein Unternehmen oder in Interview-Stories mit Mitarbeitern. Die aber immer unbedingt deinem Publikum einen Mehrwert bieten sollte.
Nicht vergessen:
Du
bist
nicht
der
Hero
deiner
Brand
Story.
Fazit: Auch deine Marke ist eine Persönlichkeit mit einer fortlaufenden Story. In unserer immer schnelleren und lauteren Welt, wird es für Marken immer wichtiger, eine einheitliche Story zu erzählen. Wir Menschen lieben Authentizität, Konsistenz und Einzigartigkeit. Wenn du es schaffst diese drei Dinge als Marke zusammen zu bringen, hast du eine wirklich unverwechselbare Marke, mit einer ganz eigenen Stimme und einer Story, die so keine andere Marke erzählt.
Dein Publikum wird dich dafür lieben – und sich über jede neue Brand Message von dir freuen. So wie wir uns über jeden neuen Tarantino freuen.